Man muss nicht viel beten –
man muss immer beten

Es gibt keine Gottesbeziehung ohne das Gebet. Das Gebet ist sozusagen der Atem, der diese Beziehung am Leben erhält. Wo das Gebet stirbt, stirbt auch die Gottesbeziehung.

  Die Frage ist nun, was Gebet überhaupt ist. Natürlich besteht es aus Formeln. Sie sind wichtig für uns Menschen. Das Gebet besteht aus Worten. Wir brauchen sie, um mit Gott Kontakt aufzunehmen und ihn aufrechtzuerhalten. Ja, wir brauchen die Worte des Gebetes auch um Gottes Antwort an uns zu verstehen.

  Doch das Gebet ist viel mehr. Das Gebet ist zuerst einmal eine Haltung. Es ist unsere Ausrichtung auf Gott in all seinen Formen. Es ist das Sichbewusstmachen Gottes in meinem Leben. Es ist die Offenheit für Gott, für sein Wort, für das Kommen Gottes in mein Leben, für seine Allgegenwart.

  Dies ist die Haltung des immerwährenden Gebe-tes, die man gewissen Heiligen zuspricht. Sie ist, mehr oder weniger ausgeprägt, bei allen Heiligen vorhanden. Sie sollte auch unsere Gebetshaltung werden. Wir alle sind ja zur Heiligkeit berufen. Das ist die Theorie. Diese in die Praxis umzusetzen ist nicht einfach und auch nicht plötzlich möglich. Sie ist eine tägliche Übung mit Fortschritten und Rückfällen aus unserer menschlichen Begrenztheit heraus, in der ständigen Wandelbarkeit unseres Lebens. „Du bist bei mir, Herr. Bleibe Du bei mir“ ist daher das ständige Gebet des Christen.

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